Grete Unrein (1872 – 1945)

Im März 1948 beriet der damalige Kulturausschuss der Jenaer Stadtverordnetenversammlung über die Umbenennung von Straßen und Schulen der Stadt. Es wurde vorgeschlagen, allen verstorbenen Ehrenbürgerinnen und bürgern Jenas Straßennamen zu widmen. Am 22. April 1948 wurde so beschlossen, u.a. die bisherige Normannenstraße in Grete – Unrein – Straße, wenig später, nach kontroverser Debatte, das ehemaligen Lyzeum in Grete-Unrein-Schule umzubenennen.

die junge Grete

1912 eröffnete das Jenaer Lyzeums

Prof. Otto Unrein

Sie war mit Prof. Otto Unrein, dem ersten Rektor des 1912 eröffneten Jenaer Lyzeums (heute Integrierte Gesamtschule “Grete Unrein”) verheiratet. Jahrzehntelang war sie gesellschaftlich aktiv und hat vor allem auf dem Gebiet der Sozialfürsorge Bedeutendes geleistet. Seit der Gründung der Jenaer Kinderklinik war sie um die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage dieser Einrichtung bemüht, war Vorsteherin des Jenaer Mutterheims, Vorstandsmitglied und jahrelang 1. Vorsitzende des atriotischen Instituts der Frauenvereine vom Roten Kreuz (kurz Haupt-Frauenverein genannt), Förderin und Vorstandsmitglied des Lesehallenvereins. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben sah sie darin, für Mädchen und junge Frauen gleiche Chancen in der Ausbildung für und in der Ausführung eines eigenen Berufs zu schaffen. Dem unermüdlichen Wirken Grete Unreins ist es zu verdanken, dass die Stadt dieser Aufgabe nachkam und beschloss, eine ‘höhere Mädchenschule’, das Lyzeum, bauen zu lassen. Dank des Wirkens des Ehepaars Unrein wurde der Ausbau des Lyzeums bis zum Abitur erreicht.

1919 kandidierte sie als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei

1919 kandidierte sie als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei für den Jenaer Stadtrat, wurde gewählt, und gehörte insbesondere als aktives Mitglied des Jugendamtes diesem politischen Gremium bis 1933 an. 1932 wählte man sie zur 2. Vorsitzenden des Stadtrates. Im selben Jahr beschloss die Stadt ihr “…in Würdigung ihrer Verdienste um das Allgemeinwohl, insbesondere auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege, an ihrem 60. Geburtstag das Ehrenbürgerrecht zu verleihen” (Protokoll der Stadtratssitzung).

An der Stadtratssitzung vom 9. März 1933, auf der die Nationalsozialisten die Herrschaft in der Jenaer Stadtverwaltung an sich rissen, nahm sie, wie die Stadträte der SPD und KPD aus Protest nicht teil. In den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur musste sie sich oft politischen und persönlichen Anfeindungen erwehren. Sie setzte sich in diesen Jahren für jüdische Bürgerinnen und Bürger und vom Naziregime Verfolgte ein, leistete aufopferungsvoll moralische und finanzielle Hilfe.

Nach dem Ende des II. Weltkrieges tat sie selbst im hohen Alter alles, um beim demokratischen Neuanfang zu helfen. So gehörte sie zu den ersten Mitgliedern der Neugegründeten Liberaldemokratischen Partei (LDP Nachfolgerin der DDP). Ihre angegriffene Gesundheit bewirkten ein Nachlassen der Kräfte.

Am 5. November 1945 verstarb sie in ihrem Haus, in der Johann-Friedrich-Straße 3.